Warum Beziehungen so schwierig sind.

Eine Beziehung kann eine der schönsten Erfahrungen im Leben sein – und eine der schwierigsten. Unter der Oberfläche romantischer Abendessen, gemeinsamer Träume und gemütlicher Morgen liegt eine stille, oft unsichtbare Arbeit: die emotionale Arbeit des Heilens, Verstehens und Offenbleibens trotz des Schmerzes, den wir in uns tragen.

Niemand beginnt eine Beziehung mit leeren Händen. Wir alle bringen etwas mit – vergangene Beziehungen, nie ganz verheilte Wunden, Erinnerungen, durch die wir Schutzmauern errichtet haben. Und bei vielen reichen die Wurzeln dieser Wunden sogar noch weiter zurück, bis in die Kindheit, als wir zum ersten Mal erfahren haben, wie sich Liebe anfühlt – oder eben nicht. Die Art und Weise, wie wir angesprochen wurden, die Zuneigung, die wir erhielten oder nicht, die emotionale Verfügbarkeit unserer Bezugspersonen – all das prägt, wie wir später im Leben auf Liebe reagieren.

Manchmal passiert es ganz subtil. Ein Partner zieht sich für einen Tag zurück, und eine alte Angst erwacht: „Sie werden uns verlassen.“ Manchmal ist es lauter – Streit eskaliert zu schnell, die Schwierigkeit zu vertrauen, die ständige Angst, nicht genug zu sein. Oft merken wir gar nicht, dass wir auf die Gegenwart rein durch die Linse der Vergangenheit reagieren.

Das Schlimmste ist, dass die Liebe diese Wunden gerade nicht heilt. Vielmehr zeigt sie sie uns erst. 

Eine gute Beziehung kann unseren Schmerz deswegen auch nicht einfach so heilen, aber sie kann uns Raum geben, uns ihm zu stellen. Genau das macht es aber auch so schwer. Es geht nicht nur darum, die Vorlieben und Abneigungen anderer kennenzulernen oder herauszufinden, wie sie ihren Kaffee trinken. Es geht darum, ihre Ängste, ihre Auslöser, ihre Geschichten kennenzulernen – und unsere eigenen zu teilen. Es geht darum zu wissen, dass sich der Partner manchmal nicht aus Gleichgültigkeit zurückzieht, sondern weil er etwas Weiches in sich beschützt. Es geht darum, zu bleiben, wenn es leichter ist, sich zu verschließen und wegzurennen, und ehrlich alles auszusprechen, wenn Schweigen sicherer ist.

Liebe und Heilung zu meistern, ist ein Tanz zwischen Verletzlichkeit und Selbstschutz. Es erfordert Reife, sich einzugestehen, dass man Angst hat, und sich für Vertrauen zu entscheiden, auch wenn die Vergangenheit einen das Gegenteil gelehrt hat. Es erfordert Mut, jemanden nicht nur so zu lieben, wie er ist, sondern auch dafür, wer er wird – und ihn dasselbe für einen tun zu lassen.

Intimität ist alles andere als einfach. Sie erfordert von uns Mut, den die meisten von uns so nicht gelernt haben. Doch dabei stärken wir nicht nur unsere Beziehungen – wir werden auch selbst wieder ganz. Langsam, schmerzhaft, wunderbar.

Und dadurch geht es bei der Liebe weniger darum, den perfekten Menschen zu finden, sondern vielmehr darum, zu der Art Mensch zu werden, der trotz allem, was dazugehört, lieben und geliebt werden kann.

xx baj. 

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