Das stille Auseinanderfallen.

Manche von uns brechen nicht lautstark zusammen.

Wir wachen jeden morgen auf, wenn der Wecker klingelt.
Wir beantworten E-Mails, rufen zurück und bezahlen die Rechnungen.
Wir erledigen den Einkauf, halten Termine ein und erscheinen pünktlich.
Wir lächeln. Wir unterhalten uns. Wir wahren den Frieden.

Für die Außenwelt machen wir einen guten Eindruck – vielleicht sogar einen erfolgreichen.
Aber innerlich lösen wir uns auf.

Es gibt eine Art von Depression, die dich gerade nicht daran hindert, zu funktionieren.
Sie lässt dich weitermachen – das ist das Schlimmste daran.
Du kannst jahrelang damit leben und niemand wird auch nur ein Hauch davon bemerken.
Vielleicht ist es dir selbst noch nicht einmal ganz bewusst, denn du hast gelernt, in Bewegung zu bleiben, egal was passiert.

Es geht hierbei nicht um das jedem bekannte Weinen auf dem Boden. Manchmal sitzt man einfach nur in einer Besprechung, nickt mit, während die Gedanken irgendwo ganz weit weg sind – dunkel, schwer und unerbittlich.
Es ist das Zubereiten des Abendessens, während die Gedanken völlig abschweifen.
Es ist das Lachen über einen Witz und sich dann zu fragen, wie man den nun hinbekommen hat.

Du siehst okay aus.
Du arbeitest.
Du organisierst alles.
Du kümmerst dich um alle.
Aber tief in deinem Inneren trägst du ständig diese Traurigkeit mit dir, die keinen Namen hat.
Ein Gewicht, das niemand sieht.
Eine Version von dir, die nur ganz leise schreit, um gehört zu werden.

Dies ist die Einsamkeit einer funktionalen Depression – wenn man von Menschen umgeben ist, innerlich aber völlig allein ist.
Wenn du so sehr möchtest, dass es jemandem auffällt, aber du nicht weisst, wie du es laut aussprechen sollst.
Wenn du müde bist, nicht von der Arbeit oder dem Leben, sondern davon, jeden Tag so zu tun, als ginge es dir gut.

Aber die Wahrheit ist, und ich weiß, diese Sätze sind so leicht zu hören, aber so schwer zu akzeptieren:
Damit bist du nicht alleine.

Du musst nicht am Boden zerstört sein, um dir Hilfe holen zu dürfen.

Du musst nicht zusammenbrechen, um Unterstützung zu verdienen.

Du darfst gleichzeitig hochfunktional sein und trotzdem Leiden. Das macht dich nicht schwach – es macht dich nur menschlich.

Du muss dich nicht erklären. Du brauchst keine Erlaubnis, um zu fühlen, was du fühlst.

Du brauchst nur klitzekleines Öffnen – ein kleines „Mir geht es nicht gut“ – einen Moment der Ehrlichkeit dir selbst gegenüber oder nur einer Person, der du vertraust.

Manchmal beginnt Heilung mit einem leisen Flüstern fort: „Ich habe es satt, so zu tun, als ginge es mir gut.“

Und das reicht für den Anfang.

xx baj.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.