Manchmal braucht es nur einen kleinen Funken.

Sehnsüchte, Angst und das Bauchgefühl

Sehnsüchte leben tief in uns, oft an Orten, an denen wir uns nicht näher zu betrachten trauen. Es sind die stillen Bilder, die wir mit uns herumtragen, die Was-wäre-wenn-Gedanken, die wir immer wieder abspielen, wenn niemand zusieht, die Träume, die uns das Herz brechen, weil sie sich zugleich zu nah und zu fern anfühlen. Und doch, so sehr wir uns auch danach sehnen, sind Wünsche selten einfach. Fast immer begleiten sie Schatten – Zweifel, Ängste, die laute innere Stimme, die uns sagt, dass wir nicht bereit, nicht würdig, nicht sicher sind. Angst baut Mauern um das, was wir uns am meisten wünschen, und ehe wir uns versehen, fühlen sich diese Mauern wie Schutz an.

Doch tief im Inneren weiß der Körper es. Der Bauch flüstert die Wahrheit ein, lange bevor der Verstand es wagt, sie zu akzeptieren. Du spürst den Drang, immer wieder, aber du zögerst. Du wartest auf ein Zeichen, auf mehr Gewissheit, auf den perfekten Moment, der nie zu kommen scheint. Und dann – manchmal – schickt dir das Leben jemanden auf deinem Weg. Nicht deinen Seelenverwandten, nicht unbedingt einen Freund, vielleicht nicht einmal jemanden, der lange in deinem Leben bleibt. Aber seine Anwesenheit verändert etwas in dir.

Vielleicht liegt es an ihrem Blick, als würden sie etwas sehen, was du bisher verborgen hattest. Oder vielleicht ist es ein Satz, den sie so beiläufig sagen, dass er dich wie ein Blitz trifft. Vielleicht ist es einfach ihre Energie, ihre kompromisslose Art, die deine eigene Angst plötzlich kleiner erscheinen lässt. Du kennst die Person vielleicht kaum, und doch gibt sie dir den letzten Funken, den du so sehr gebraucht hast. Die Mauer, die du errichtet hast, bröckelt nicht auf einmal, aber sie öffnet sich zumindest genug, damit Licht hindurchscheinen kann.

Das Seltsame ist, dass diese Person oft keine Ahnung hat, was sie getan hat. Sie kommt nicht, um dich zu retten, und sie repariert auch nichts für dich. Sie existiert einfach auf eine Weise, die dich an das erinnert, was du bereits wusstest. Sie drängt dich, ohne zu drängen, entzündet etwas, ohne auch nur ein Streichholz anzuzünden. Und dieser winzige Funke kann ausreichen. Die Angst verschwindet nicht, aber sie verliert ihre Macht, dich zurückzuhalten. Du erkennst, dass das, worauf du gewartet hast, nicht Gewissheit ist, sondern Mut – und dieser Mut war die ganze Zeit da und wartete auf den richtigen Moment.

Eine Funke der alles verändert

Ich hatte gerade genau eine solche Begegnung. Diese Woche erlebte ich einen dieser seltenen Momente, die einem im Gedächtnis bleiben. Ich war auf einer Konferenz als Panel-Teilnehmerin in meiner Funktion als Anwältin und Unternehmensjuristin. Zwischen den Sitzungen unterhielt ich mich mit einem unserer Geschäftspartner über das New Yorker Anwaltsexamen, meine Karriere und die Möglichkeit, in die USA zurückzukehren, um dort mich auf meine Karriere zu fokusieren – allerdings auf eine etwas andere Art und Weise als ich es in der Vergangenheit getan hatte. Es war kein langes Gespräch, nichts Dramatisches. Aber später gab er mir einen kleinen Zettel mit einer handschriftlichen Notiz: „Du musst es tun.“

Diese einfache Geste entzündete einen Funken in mir. Tief in meinem Inneren wusste ich schon lange, dass ich das wollte. Ich hatte alle Prüfungen abgelegt, alles Nötige vorbereitet – das Einzige, was mir im Weg stand, war die Angst. Angst, getarnt als Komfort Angst, die mir Ausreden vorgaukelte, um mich zu "beschützen", mich aber in Wahrheit davon abhält, mich dem zu stellen, was ich eigentlich bereits hinter mir gelassen hatte.

Diese Nachricht war der Anstoß, auf den ich unbewusst gewartet hatte. Plötzlich fühlte sich alles klarer an. Die Last des Zögerns fiel von mir ab, und zum ersten Mal seit langer Zeit konnte ich die Richtung vor mir erkennen. Ich weiß genau, welche Schritte als Nächstes zu unternehmen sind, und statt Angst spüre ich Aufregung. Es ist fast schon komisch, wie ein kleiner Funke, eine kurze Begegnung so viel verändern kann.

Wenn du zurückblickst, ist es fast surreal. Dir wird klar, dass dein Bauchgefühl die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hat. Der Weg war immer da, nur durch Zögern getrübt. Und jetzt, dank einer flüchtigen Begegnung, kommst du plötzlich voran. Nicht, weil dir jemand die Antworten gegeben hätte, sondern weil er dich an deine eigenen erinnert hat.

Manchmal sind es nicht die Menschen, die für immer bleiben, die uns am meisten verändern, sondern gerade diejenigen, die wie plötzliche Funken erscheinen – kurz, hell, unleugbar. Sie entzünden, was wir zu ängstlich waren, zu sehen, und ziehen dann weiter und hinterlassen uns ein Lodern, das wir endlich bereit sind zu sehen. Bist du bereit zuzuhören und es zu sehen?

xx baj.

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