Forced breaks as a chance for new perspectives. - baj.

Zwangspausen als Chance für neue Perspektiven.

 

In unserer schnelllebigen Welt kann es kontraproduktiv erscheinen, eine Pause einzulegen. Wir haben oft das Bedürfnis, uns ständig vorwärts zu bewegen und irgendwas zu tun, um unsere Ziele zu erreichen. Manchmal ist es jedoch notwendig, einen Schritt zurückzutreten und eine Pause zu machen, selbst wenn sie uns aufgezwungen wird. Genau diese Zwangspausen können alles wieder ins rechte Licht rücken und uns helfen, Klarheit über unsere Prioritäten und Ziele zu gewinnen. Ich habe bereits darüber geschrieben; über eine dringend benötigte Pause, bevor mein Geist und mein Körper wieder völlig krank werden. Nun, rate mal. Zu spät. Eine Operation später befinde ich mich im vollen Genesungsmodus. Eine nicht geplante, monatelange Zwangspause. Das war wohl der Preis, den ich dafür zahlen musste, dass ich zwar wusste, dass ich aufhören muss, es aber einfach vehement wegignoriert habe. Ich sah (und fühlte) die Anzeichen dieses Mal so deutlich, schob aber eine Pause auf und redete mir ein, wenn ich dies und jenes beende, dann fange ich wirklich an mich auszuruhen. Ich wollte alles zu Ende bringen (Fun fact: absolut unmöglich), bevor ich mir erlaube, mich mit einem guten Gewissen auszuruhen. Ein Gedankenspiel, das man sicher nicht gewinnen kann, weil es immer etwas geben wird, um das man sich "sofort" kümmern muss. Dumm, aber ich schätze mal ziemlich menschlich, zumindest wenn man sich bereits im absoluten "Überlebensmodus" befindet.  

Für Zwangspausen kann es verschiedene Gründe geben, wie z. B. eine unerwartete Krankheit, ein familiärer Notfall oder sogar eine weltweite Pandemie, wie wir sie alle schon kennen. Auch wenn sich diese Situationen zunächst überwältigend anfühlen mögen, können sie uns die Gelegenheit bieten, unser Leben zu entschleunigen und zu überdenken. Wenn wir ständig in Bewegung sind, verlieren wir oftmals den Blick für das, was uns wirklich wichtig ist. Eine Zwangspause kann uns helfen, uns wieder auf unsere Werte und Prioritäten zu besinnen.

Wenn wir gezwungen sind, eine Pause zu machen, sind wir gezwungen, innezuhalten und unsere Situation zu bewerten. Wir haben die Chance, unser Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten und Bereiche zu erkennen, die wir dringend verändern müssen. Diese Pause kann uns helfen, herauszufinden, was wir in unserem Leben wirklich wollen oder brauchen und was wir loslassen können. Vielleicht stellen wir fest, dass wir zu viel Zeit mit Dingen verbracht haben, die uns nicht wichtig sind, oder dass wir unsere Gesundheit oder Beziehungen vernachlässigt haben. Und schließlich ist es eine Chance, sich wieder mit sich selbst zu verbinden, mit dem eigenen Bauchgefühl und endlich wieder auf die innere Stimme zu hören.

Für mich war es nach der Operation so schwer, zur Ruhe zu kommen, aus diesem Non-Stop-Go-Habit herauszukommen und mir Zeit zum Heilen zu geben. Ich wollte weitermachen, etwas tun, wenigstens ein paar Dinge erledigen, auch wenn ich starke Schmerzen hatte. Mit den Schmerzen zu leben und zu akzeptieren, dass ich keine Kontrolle über diese Situation habe, fühlte sich an wie die Hölle auf Erden. Jetzt, Wochen später, habe ich das Gefühl, dass ich es endlich schaffe mich auszuruhen, loszulassen und auf das Tempo meines Heilungsprozesses zu hören. Nun rate mal; seit ich den Druck rausgenommen habe, kann ich endlich auch die kleinen Fortschritte sehen, die ich mache, und sie fühlen sich so gut an, auch wenn es immer noch kein linearer Prozess ist und es immer wieder nervige Rückschläge gibt.

Aber normalerweise haben wir nicht all die Wochen, um langsam an diesen Punkt zu kommen, an den Punkt der Akzeptanz. Was mir auf jedenfall ein wenig geholfen hat, dorthin zu kommen, auch wenn es dieses Mal etwas gedauert hat, waren meine Routinen. Im Januar, als ich über die täglichen Routinen schrieb, meinte ich jedes einzelne Wort, aber für meinen Körper war es da schon zu spät. Für meinen Geist hingegen war es so wichtig, da ich ihn dadurch etwas stabilisieren und mich einfacher auf diese unerwartete, neue Realität einstellen konnte. Ich will gar nicht daran denken, wie schlimm es ohne gewesen wäre. Versteh mich nicht falsch, ich hatte trotzdem einen mentalen Zusammenbruch und musste depressive Episoden händeln und war so wütend auf mich und die Welt. Aber dadurch, dass ich eben diese Routinen hatte, habe ich die Episoden schneller überwunden und bin, anders als oftmals in der Vergangenheit, viel gesünder damit umgegangen. 

Diese Pausen zwingen uns also dazu, uns endlich auszuruhen und neue Energie zu tanken. Wenn wir ständig auf dem Sprung sind, haben wir nie genug Zeit, um uns auszuruhen und zu erholen. Eine Zwangspause gibt und die Möglichkeit endlich runterzuschalten und uns um uns selbst zu kümmern, was uns letztendlich produktiver und konzentrierter macht, wenn wir irgendwann wieder arbeiten gehen oder eben andere Dinge erledigen. 

Noch wichtiger ist, dass genau diese Pausen auch Klarheit darüber bringen können, ob der Weg, auf dem wir uns befinden, tatsächlich der richtige ist, oder sagen wir, der, der sich zumindest gerade richtig anfühlt.

Was sich lange Zeit richtig angefühlt hat, muss nicht immer richtig sein und wird es höchstwahrscheinlich auch nicht. Wir dürfen uns verändern, ohne uns nach außen hin rechtfertigen zu müssen. Wir nehmen uns einfach nicht genug Zeit, um von allem Abstand zu bekommen und zu bewerten, wie wir uns fühlen und wo wir gerade stehen.

Abgesehen davon, dass ich meinem Körper endlich eine Pause "gegönnt" habe und immer noch gönne, weil ich mich einfach nicht genug ausgeruht habe, zu viel Sport getrieben habe und nonstop rumgerannt bin, ist es mehr der Verstand, der einige Gewohnheiten, meinen Job und eben den Weg in Frage stellt, den ich dachte, gehen zu wollen. Es ist verrückt, weil ich dachte, ich hätte herausgefunden wo es lang geht (zumindest für ein bisschen länger und in ein paar Jahren hätte ich neu bewerten können, wohin ich gehen will). Nun, nein. Es ist nichts Neues, dass wir in einem ständigen Wandel leben, und ich mag Veränderungen irgenwie auch (zumindest ein bisschen davon, um mich lebendig zu fühlen). Aber um Himmels willen, doch nicht so und nicht so schnell. Bin ich wirklich wieder an dem Punkt alles neu herausfinden zu müssen und mich komplett zu verändern oder gibt es einen anderen Weg, eine Überholspur, um mich wieder orientiert zu fühlen?

Ich denke, wir (oder zumindest ich) neigen dazu, alles verändern zu wollen, und das möglichst schnell, um das Gefühl des Unbehagens, des Feststeckens und des Falschseins dort, wo wir gerade sind, loszuwerden. Aber ich denke, die meiste Zeit brauchen wir diese verrückten Veränderungen gar nicht. Es sind die kleinen Dinge, die eine so große Wirkung haben können. Wir können nicht immer den Job oder die Karriere wechseln oder wir sitzen wegen der Familie oder aus anderen Gründen an einem Ort fest. Es muss also einen anderen Weg geben, damit wir uns wieder besser fühlen und im Fluss sind mit dem, was für uns richtig ist. Spoiler: Ich habe keine Musterlösung gefunden. Aber es gab eine Sache, die zumindest meinen Blick auf alles verändert hat. 

Dankbarkeit. Jeden verdammten Morgen drei Dinge aufzuschreiben, für die ich dankbar bin. An diese positiven Dinge zu denken und sie tatsächlich zu fühlen, hat mir den Druck genommen, alles in mir und um mich herum zu verändern.

Durch den Stress und den Druck, den ich mir selbst gemacht habe, habe ich aufgehört zu sehen, dass es bereits so viele gute Dinge in meinem Leben gibt. Wir neigen dazu, uns auf alles zu konzentrieren, was eben nicht so läuft, wie wir es uns wünschen, uns auf das Negative und Unkontrollierbare zu konzentrieren. Wir fangen an, uns sch*** zu fühlen und alles in Frage zu stellen, weil genau diese Negativität langsam alle Bereiche unseres Lebens einnimmt. Wir vergessen dabei, dass es vielleicht schon so viele gute Dinge gibt, die kleinen Dinge, die so wichtig sind. 

Gerade diese Zwangspausen können uns helfen zu schätzen, was wir haben. Wenn wir mit einer schwierigen Situation konfrontiert sind, wird uns oftmals bewusst, wie viel wir in unserem Leben für selbstverständlich halten. Unsere Gesundheit, unsere Freundschaften, unser gemütliches Zuhause und so vieles mehr. Diese Auszeit kann uns helfen, ein Gefühl der Dankbarkeit für die Menschen und Dinge zu entwickeln, die wir in unserem Leben haben, was unser allgemeines Wohlbefinden und Glück verbessern kann. Und genau nach diesem Perspektivwechsel, vom Negativen zum Positiven, können wir langsam auch anfangen, die Dinge zu ändern nach denen wir uns dann immernoch sehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zwangspausen eklig herausfordernd sein können, aber eben auch eine Chance für Wachstum und Reflexion. Indem wir einen Schritt zurücktreten und unser Leben betrachten, können wir Klarheit über das was bereits da ist, unsere Prioritäten und Ziele gewinnen. Diese Pausen können uns auch die Möglichkeit geben, uns auszuruhen und neue Energie zu tanken, zu schätzen, was wir haben, und letztlich alles wieder ins rechte Licht rücken. Wenn du also das nächste Mal gezwungen bist, eine Pause einzulegen, versuche sie so gut es geht als Chance für persönliches Wachstum und Erneuerung zu sehen. Aber, noch wichtiger, vergiss nicht, genau auch das zu sehen und zu genießen, was bereits da ist. Dankbarkeit ist das A und O. 

xx baj. 

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